28 August 2007

Witzenhausen - Kassel - Eschwege


Nach der Übernachtung im Tagungszentrum der Deutschen Landwirtschafts-Akademie trafen wir morgens die Bürgermeisterin von Witzenhausen, Frau Fischer, und die örtlichen Grünen und trafen nach einem Spaziergang durch die malerische Fachwerk-Altstadt zu einem Gespräch bei HeRo - dem vom Hessischen Umweltministerium finanzierten Kompetenzzentrum HessenRohstoffe e.V. – zu einem Gespräch zusammen.


Das HeRo beschäftigt sich mit den Potenzialen der Biomasse, also von Holz über Pflanzen bis hin zu Gülle, hauptsächlich für die Energieerzeugung, aber auch für die stoffliche Nutzung in der Industrie. Nach einer langen Anlaufphase arbeitet das Kompetenzzentrum jetzt endlich mit den nötigen Fachleuten zusammen und ist eines der wenigen Projekte in der Energie- und Umweltpolitik, in denen die Landesregierung das Richtige macht. Nach einer spannenden Diskussion über die Potenziale der Biomasse und die reale oder nur befürchtete Konkurrenz von Nahrungsmittel- und Energiepflanzenanbau bin ich in meiner Meinung bestärkt, dass die Biomasse noch viele Möglichkeiten birgt, die nur genutzt werden müssen.
Meine nächste Station war das „DITSL“, das Deutsche Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft des Fachbereiches ökologische Agrarwissenschaften der Uni Kassel am Standort Witzenhausen. Hier waren vor allem drei spannende Promotionsprojekte zu bewundern: Gemeinsam hatten sie, dass sie ohne elektrische Energie funktionieren, aus einfachen Materialien und ohne besondere Ausbildung, d.h. mit einfachen technischen Mitteln hergestellt werden können. Das „Gewächshaus“, das der Trocknung landwirtschaftlicher Produkte aller Art dienen soll, ist so konzipiert, dass es darin tagsüber sehr warm wird und der sich abkühlenden Luft nachts mit Hilfe von Salz Feuchtigkeit entzogen wird, um so den Trocknungsprozess zu beschleunigen.
Beim zweiten Projekt, das zum Trocknen von Obst und Gemüse gedacht ist, wird mit Hilfe der Sonne Wasser erhitzt, das in einem doppelten Boden unter die von oben von der Sonne beschienenen Früchte geleitet wird und so zu Temperaturen von bis zu 80°C führt.
Das dritte und äußerlich imposanteste Projekt ist der auf einem Anhänger montierte und somit leicht transportable Hohlspiegel, der eine Leistung von 2kw erbringen und in der Destille Temperaturen von bis zu 500°C erzeugen kann.

Als ich den pakistanischen Doktoranden fragte, ob das Gerät wohl auch in seinem Heimatland funktionieren würde, antwortete er: Etwas, das mit Sonne in Witzenhausen funktioniert, funktioniert überall...
Anschließend ging es nach Kassel zum Laufwasserkraftwerk der Städtischen Werke. Auf dem Gelände an der Fulda befindet sich schon seit 1443 eine Mühle, die ursprünlgich zum Betrieb eines Sägewerkes genutzt wurde.



Im Jahre 1891 wurde dann das erste zur Stromerzeugung für 3.000 Glühbirnen ausgerichtete Elektrizitätskraftwerk gegründet, das zu meiner großen Verwunderung mit denselben Maschinen bis zum Jahre 1987 weiterlief. Zwar wurde das Laufwasserkraftwerk 1998/99 grundsätzlich erneuert, trotzdem aber werden nur 0,2% des Kasseler Strombedarfs hier erzeugt, es gibt also noch Ausbaupotenzial. Die Turbine ist übrigens so konzipiert, dass Fische sie in der Regel unbeschadet passieren können. Nach der Besichtigung folgte ein spannendes Gespräch mit dem Vorstand der Stadtwerke, Herrn Helbig, über die Zukunft kommunaler Stadtwerke und die Möglichkeit für attraktive Ökostromangebote .
Dann machte ich mich auf den Weg zur Diskussionsrunde zum Thema Datenschutz „Soll der Staat mehr wissen als Deine Eltern?“ nach Eschwege.
Im Alten Bahnhof war der Gesprächsraum so voll, dass zusätzliche Stühle hereingebracht werden mussten. Erstaunlich viele der überwiegend jungen Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer haben selbst schon befremdliche Erfahrungen mit der überraschenden oder auch nicht beabsichtigten Weitergabe ihrer Daten gemacht, sodass die Diskussion noch viel länger hätte fortgeführt werden können als mir möglich war, da ab 21 Uhr noch die 200km weite Heimreise anstand.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich habe die Veranstaltung zum Datenschutz in Eschwege besucht und war auch begeistert, wieviele junge Menschen sich mit einem solchen "unattraktiven" Thema beschäftigen wollten und sich dabei aktiv eingebracht und mitgeredet haben.

Mit Tarek gab es von Anfang an eine lockere und entspannte Gesprächsatmosphere, insbesondere, da er sich in der Gegend etwas auskennt und somit mit den Problemen und Besonderheiten dieser ländlichen und strukturschwachen Region vertraut ist.