30 August 2007

Frankfurter Schule(n)


Nach einer etwas kürzeren Nacht aufgrund unserer nächtlichen Rückreise aus Nordhessen bin ich heute gegen 9 Uhr in der Frankeschule, einer Grundschule in Frankfurt-Bockenheim eingetroffen.
Aufgrund terminlicher Verwirrungen, für die wir allerdings selbst verantwortlich waren, wurde ich gar nicht erwartet. Dennoch bewirtete mich die Rektorin höchstpersönlich mit Kaffee, da die Schulsekretärin seit längerer Zeit krank ist und noch kein Ersatz bereitgestellt wurde.
Trotz meines überfallartigen Erscheinens erhielt ich kompetent Informationen zur Schule. Seit über zehn Jahren wird hier z.B. ab dem 3. Schuljahr neben dem traditionellen katholischen und evangelischen Religionsunterricht Ethik und islamische Religionskunde unterrichtet. Der Ethikunterricht wird von einer Lehrkraft unterrichtet, die konfessionell nicht gebunden ist. Islamische Religionskunde wird von einer türkischen Lehrkraft mit Lehrauftrag unterrichtet, die an der Frankfurter Universität ausgebildet wurde. Sie berichtete mir, dass die von ihr unterrichten Kinder sehr selten von ihren Eltern zusätzlich in die Koranschule geschickt werden. Die Rückmeldungen der Eltern seien sehr positiv, weil anders als in der Koranschule die Suren des Korans nicht auswendig gelernt, sondern erklärt, besprochen und mit den anderen Religionen verglichen werden. Ich bin immer noch beeindruckt, wie eine Schule, die die Hälfte ihrer Schüler nicht einfach freistellen will, während die andere Hälfte Religionsunterricht hat, ganz einfach selbst ihr Problem löst. Schließlich erklärt Karin Wolff in Wiesbaden seit über acht Jahren, sie könne leider keinen islamischen Religionsunterricht anbieten, da ihr der Ansprechpartner fehle.
Am zweiten Termin in der Georg-Büchner-Gesamtschule (GBS), nur 15 Geh-Minuten entfernt, nahm auch unsere grüne Bürgermeisterin Jutta Ebeling teil. Thema war hier u.a. die Weigerung der Kultusministerin, den Antrag der Schule und der Stadt Frankfurt zu genehmigen und die GBS von einer Kooperativen in eine Integrierte Gesamtschule (IGS) umzuwandeln, obwohl Lehrer- und SchülerInnen und auch die Eltern das wollen. An einem Standort – aber nicht unter einem Dach - befinden sich hier eine Grundstufe mit 160 Schülern in den Klassen 1 bis 4 und ca. 900 Schüler in der weiterführenden Schule bis zur Klasse 9/10. In einer Jahrgangsstufe sind ca. 25% der Schüler auf dem Gymnasial-, 50% auf dem Realschul- und 25% auf dem Hauptschulzweig. Deutlich mehr Schülerinnen und Schüler als im Durchschnitt machen am Ende auf der Partnerschule Max-Beckmann-Schule Abitur, deutlich weniger Schüler beenden die Schule ohne einen Abschluss: Hier zeigt sich, was ein engagiertes Kollegium erreichen kann. Umso unverständlicher, dass die Landesregierung dieser Schule solche Knüppel zwischen die Beine wirft.

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